"Medienmitteilung
Meteomedia (Deutschland) GmbH 11. August 2003
Betr.
Roth 40,4 Grad am vergangenen Samstag
Meteomedia
ist zuversichtlich, dass der DWD das Zustandekommen und den Fortbestand des am Wochenende
gemeldeten Temperaturrekordes von 40,4 Grad bei der Bundeswehr-Station in Roth
nochmals ueberprueft, da die Temperaturmessung dort nicht der Norm von DWD und
WMO entspricht.
Voraussetzung
fuer eine Temperaturmessung nach internationalen Vorschriften ist
-
Messung 2 m ueber Wiese (falls vorhanden, gilt natuerlich nicht fuer
Wuestenstationen)
- Das
Thermometer muss in einer besonderen Strahlungsschutzhuette (Stevenson Screen
mit Jalousien nach innen und aussen) oder durch Zwangsventilation vor der Sonne
geschuetzt werden.
Beide
Voraussetzungen sind in Roth nicht gegeben. Die Sensorik an diesem
Bundeswehr-Standort ist auf die in Sachen Temperatur weniger praezisen
Beduerfnisse der Militaerfliegerei ausgerichtet und entspricht nicht dem
hochwertigen Standard des auch auf Klimaforschung ausgerichteten DWD-Netzes. So
wird in Roth die Temperatur ueber Sandboden gemessen und die 40,4 Grad stammen
von einem Temperaturfuehler, der in einer kleinen, nur mit Jalousien nach
aussen ausgeruesteten Metallkonstruktion angebracht ist.
Es ist
deswegen kein Wunder, dass der durch die Bundeswehr parallel eingesetzte
Temperaturschreiber in Roth, der noch in einem vorschriftsgemaessen Stevenson
Screen aufgestellt ist, nur ein Maximum von 38,7 Grad feststellte.
Meteomedia
verfuegt zudem ueber eine wenigste Kilometer entfernt liegende Station, die,
obwohl etwas tiefer gelegen, nur ein Maximum von 37,5 Grad meldete. Dies
entspricht auch dem Niveau aller umliegenden DWD-Stationen: Das benachbarte
Nuernberg meldete sogar nur ein Maximum von 35,4 Grad.
Wir
haben großes Vertrauen in den DWD und seine Prüfungsmechanismen und sind überzeugt,
dass die Rekordtemperatur von Roth nicht auf dem wissenschaftlichen Niveau
zustande gekommen ist, für das der DWD steht.
Die Überprüfung
der 40,8 Grad von Perl-Nennig vom Vortag läuft programmgemäß und der
kalibrierte Endwert wird bald feststehen. Da die Station aber gerade kurz vor
der Messung gewartet worden war, dort ein ventiliertes Thermometer eingesetzt
wird und auch im Umfeld der Station an höhergelegenen Stationen des französischen
Wetterdienstes (Metz, Cattenom) am selben Tag 40 Grad gemessen wurden, gehen
wir von keiner nennenswerten Korrektur aus.
Jörg
Kachelmann"
"Hitze-Krimi
um den Temperatur-Rekord
Nürnberg
(AP) Es schien nur eine Frage der Zeit, wann im diesjährigen Rekordsommer auch
die Rekordmarke für den höchsten in Deutschland bislang gemessenen
Temperaturwert fällt. Doch seit Freitag herrscht zwischen dem Deutschen Wetterdienst
und Jörg Kachelmanns Meteomedia GmbH Streit über den Spitzenwert: Kachelmann
hält an den 40,8 Grad fest, die seine Instrumente am Freitag im saarländischen
Perl-Nennig gemessen haben - und forderte zugleich den Deutschen Wetterdienst
(DWD) auf, seine Station mittelfränkischen Roth zu überprüfen. Hier waren am
Samstag 40,4 Grad gemessen worden - der offizielle DWD-Rekord.
Am
Montag eskalierte die Auseinandersetzung: Am Mittag war man sich beim DWD in
Offenbach nicht mehr so sicher. Der Wert sei an einem Flugplatz mit viel
Asphaltflächen gemessen worden und damit wenig aussagekräftig, sagte
DWD-Sprecher Gerhard Lux. Neuer Spitzenreiter sei damit Karlsruhe, wo am
Sonnabend in einem städtischen Park 40,2 Grad registriert worden seien. «Damit
ist der bisherige Rekord aus dem oberpfälzischen Gärmersdorf vom 27. Juli 1983
eingestellt», sagte Lux. Dort waren ebenfalls 40,2 Grad gemessen worden.
Eine
Genugtuung für Wetterfrosch Kachelmann, den, obwohl zurzeit in Nordamerika
unterwegs, die Hitze in Deutschland bereits um kurz nach 04.00 Uhr aus dem
Schlaf riss, um sich mit dem Rekord-Wirrwarr zu beschäftigen. Deutschlands
bekanntestem Meteorologen wird seit seiner präziseren Vorhersagen zu einem
Unwetter über Norddeutschland vor anderthalb Jahren ein gespanntes Verhältnis
zum Deutschen Wetterdienst nachgesagt. Kürzlich schnappte er den Offenbachern
sogar die Tagesthemen-Wetterkarte weg. Über den großen Teich hinweg kämpft
Kachelmann um die Anerkennung «seines» Hitzerekordes - der 40,8 Grad aus
Perl-Nennig. «Obwohl die Station erst kurz vor der Messung gewartet worden war,
überprüfen wir sie nun erneut», versprach er der Nachrichtenagentur AP.
«Da
dort aber ein ventiliertes Thermometer eingesetzt wird und auch im Umfeld der
Station an einer höher gelegenen Station des französischen Wetterdienstes am
selben Tag 40 Grad gemessen wurden, gehen wir von keiner nennenswerten
Korrektur aus. »
Perls
Bürgermeister Toni Hoffmann hat daran ohnehin keine Zweifel: «Die Station des
Deutschen Wetterdienstes im Ortsteil Besch ermittelt schon traditionell die
höchsten Jahresdurchschnittswerte für das Saarland», sagt das Oberhaupt der
6.700-Seelen-Gemeinde im Dreiländereck an der Obermosel.
Doch
als Kronzeugen wollen die Offenbacher schon gar nicht herhalten und zweifeln an
Kachelmanns Daten: «Wir haben im gerade mal sechs Kilometer von Nennig
entfernten Besch am Freitag maximal 39,8 Grad gemessen», sagt DWD-Sprecher Lux.
Ein Grad Differenz bei nur 20 Meter Höhenunterschied - das macht den
Klimaexperten skeptisch.
Im 423
Kilometer von Perl entfernten Roth ist Bürgermeister Richard Erdmann dagegen
gar nicht unglücklich, den Spitzenreiter-Status nach nur zwei Tagen schon
wieder abgeben zu müssen: «Wenn sich dieses Image als heißester Ort bei den
Touristen festsetzt, kommt auch keiner mehr - dabei waren wir auch schon der
Kältepol Bayerns! » Und auf drei Grad mehr oder weniger kommt es ihm sowieso
nicht an. «Die 9.800 Gästebetten im Landkreis am Fränkischen Seenland sind
restlos ausgebucht», wie der Bürgermeister trotz Tropentemperaturen stolz
vermeldet.
Kachelmann
pocht dagegen auf jedes Zehntelgrad: «Sonst könnten wir ja auch die Autofahrer
die Temperatur messen lassen. » Vehement wehrt er sich gegen den Vorwurf, die
423 Mess-Stationen der Meteomedia GmbH würden weniger wissenschaftlich
betrieben als die des Deutschen Wetterdienstes. «Wir haben die gleichen
Standards» - und mit diesen verzeichnete er am Samstag, dem Tag des angeblichen
Hitzerekordes in der mittelfränkischen Stadt, nur 37,5 Grad. Die 40,4 Grad in
der DWD-Station am Flugplatz seien über Sandboden gemessen worden und stammten
zudem von einem Temperaturfühler, der in einer kleinen, nur mit Jalousien
ausgerüsteten Metallkonstruktion angebracht sei.
Nach einer kleinen Erholungsphase gegen Mitte der Woche rechnet DWD-Sprecher Lux bis zum 20. August durchaus noch einmal mit «knallheißen Werten. Ob dann gänzlich neue Rekorde aufgestellt werden, steht jetzt noch in den Sternen. Zumal die Daten einiger unbemannter Klimastationen des DWD noch gar nicht ausgewertet sind. «Vielleicht verbirgt sich hier noch der eigentliche Spitzenwert», sagt der DWD-Meteorologe."